Die Katharer (griechisch: katharós = rein) bildeten im Mittelalter eine der größten Glaubensgemeinschaften abseits der römischen Kirche. Obwohl in weiten Teilen Europas verbreitet, waren sie vor allem im Süden Frankreichs – in der heutigen Region Languedoc-Roussillon – beheimatet. Bis heute ist das kulturelle Erbe dieser mit vielen Mythen und Legenden in Verbindung gebrachten Glaubensbewegung im „Pays cathare“ allgegenwärtig.
Ihre Lehre, geprägt vom Glauben daran, dass die Erlösung nur in der immateriellen Welt zu finden sei, war der römischen Kirche schon seit jeher ein Dorn im Auge. Im 12. Jahrhundert wuchs der Einfluss der Katharer auf Politik und Gesellschaft, viele Adlige der Region Languedoc-Roussillon sympathisierten mit der Bewegung.
Um ihre Vormachtstellung zurückzugewinnen, rief Papst Innozenz III einen Kreuzzug gegen die Katharer und ihre Unterstützer aus. Schauplatz des langjährigen Religionskriegs war vor allem die Region zwischen Béziers und Carcassonne. Was mit kriegerischen Mitteln gegen die Andersgläubigen nicht gelang, wurde schließlich mit der Einführung der Inquisition erreicht. Im 14. Jahrhundert starb der letzte Katharer auf dem Scheiterhaufen.
Doch das kulturelle Erbe der Katharer überdauerte die Jahrhunderte. Noch heute begegnet man im „Pays cathare“ auf Schritt und Tritt zahlreichen archäologischen Zeugnissen aus dieser Zeit. Zusammen mit einem spezialisierten Kulturwissenschaftler und Kenner der Region machen wir uns auf den Weg, das Geheimnis der Katharer zu erkunden. Wir erklimmen auf kurzen, zum Teil steilen Wanderungen eindrückliche Burgruinen in spektakulärer Lage, entdecken einsame Klosteranlagen und besuchen befestigte Dörfer und historisch bedeutsame Städte.
Wir erfahren dabei sowohl etwas über die jeweilige archäologische Stätte selbst als auch deren historischen Kontext. Wir lernen insbesondere das Gebiet der „Corbières“ kennen, eine Region, die kaum zersiedelt ist und sich ihr ursprüngliches Erscheinungsbild bewahren konnte. Auf unseren Exkursionen wird auch die abwechslungsreiche Landschaft nicht zu kurz kommen. Der Besuch ausgewählter Museen rundet die Ausflüge ab.
Termin: SA 25.5. - SA 01.6. 2024
Gruppe: Diese Studienreise umfasst minimal 5 und maximal 15 Teilnehmer, um die optimale Wissensvermittlung und eine gute Gruppenatmosphäre garantieren zu können.
Preis:
Ab € 1.995 bis/ab Flughafen/Bahnhof Toulouse (lt. u.a. Leistungen)
Leistungen:
Eintritte:
Abbaye de Fontfroide
Abbaye Sainte Marie de Lagrasse
Carcassonne, Burg und Stadtmauern
Lastours
Abbaye Saint Hilaire
Chateau de Puivert
Chateau Montsegur
Chateau de Queribus
Chateau Peyrepertuse
Chateau Villerouge Termenes
Gültiger Reisepass oder Personalausweis erforderlich.
1. Tag (Sa. 25.05.2024): Anreise
Nach der Ankunft aller Teilnehmer am Flughafen/Bahnhof Toulouse begeben wir uns in unser Hotel in Carcassonne, wo wir uns nach einer kleinen
Ruhepause zum gemeinsamen Abendessen treffen. Beim Genuss der französischen Küche lernen wir unseren Reiseleiter und unsere Mitreisenden kennen und besprechen das Reiseprogramm der kommenden
Woche.
3x ÜN/F in Carcassonne
2. Tag (So. 26.05.2024): Auf den Spuren des Albigenserkreuzzuges und die Rolle des Klosters im Mittelalter
Nach dem Frühstück (ca. 8:30 h) fahren wir zum in beeindruckender Lage gelegenen, befestigten Dorf von Minerve, welches während des
Albigenserkreuzzuges gegen die Katharer im 13. Jahrhundert auf Geheiß von Papst Innozenz III. belagert wurde. Nachdem die lokale Bevölkerung aufgegeben hatte, wurden diejenigen, welche sich
weigerten zu konvertieren, am Scheiterhaufen verbrannt. Nach einem gemütlichen Rundgang besuchen wir noch das kleine Archäologiemuseum im Ort.
Zu Mittag rasten wir je nach Zeit und Lust in einem der lokalen Gasthöfe oder gönnen uns ein schnelles Picknick.
Nachmittags begeben wir uns zur Abbaye de Fontfroide, einer eindrücklichen Zisterzienser-Abtei aus dem 11. Jahrhundert. Diese ist neben dem
burgundischen Fontenay eine der schönsten romanischen Klosteranlagen Frankreichs und galt im Mittelalter als „Bastion der Rechtgläubigkeit gegen das Katharertum“. Bei einer Führung erfahren wir
hier alles über das klösterliche Leben im Mittelalter sowie den Kampf des Abtes, Pierre Castelnaus, gegen die Häretiker, was ihm schließlich das Leben kosten sollte – seine Ermordung durch einen
Gefolgsmann Graf Raimunds VI von Toulouse wird als direkter Auslöser des Kreuzzuges angesehen.
Anschließend geht es, sofern es uns die Zeit erlaubt, noch ins authentisch mittelalterliche Dörfchen von Lagrasse, welches zu einem der „Plus beaux
villages de France“ gekürt wurde. Auch dieser beeindruckende Ort ist geschichtlich eng mit den Katharern verbunden – der Abt der hier befindlichen Benediktiner-Abtei aus dem 8. Jahrhundert hatte
während des Albigenserkreuzzuges eine unbedankte Vermittlerrolle gespielt.
Gegen 18 – 19:00 Uhr fahren wir zu unserem Hotel im eindrucksvollen Carcassonne und begeben uns anschließend zum gemeinsamen Abendessen oder nutzen den Abend durch individuelle
Freizeitgestaltung.
3. Tag (Mo. 27.05.2024): Fluchtburgen der Katharer
Nach dem Frühstück (ca. 08:30 h) besichtigen wir eines der eindrucksvollsten Beispiele mittelalterlicher Befestigungsarchitektur in Europa – Carcassonne. Bereits zur römischen Zeit war dieser Ort besiedelt und befestigt, wobei einzelne gallo-römische Elemente heute noch erhalten sind. Während des
Kreuzzuges gegen die Katharer zählte die Stadt zu den Hauptstützpunkten der Ketzer und wurde 1209 durch die Kreuzritter belagert. Nach zwei Wochen, welche von den ursprünglich drei bis
viertausend Bewohnern zur Flucht durch unterirdische Gänge in die nahegelegenen Wälder genutzt wurden, kapitulierte die Stadt schlussendlich. Von den verbleibenden Einwohnern (großteils Kinder,
Greise und Kranke) durften rund 100 die Stadt verlassen, während der Rest erbarmungslos verbrannt wurde.
Unser Mittagessen nehmen wir entweder in Form eines Picknicks oder gemütlich in einem Gastbetrieb der Umgebung ein.
Am Nachmittag steht der besondere Fundort an den südlichen Ausläufern des Montagne Noir am Programm. Hier wurden vier Burgen – die sogenannten Châteaux de
Lastours – auf demselben Hügel errichtet – ein Umstand, der für Frankreich absolut einzigartig ist. Von den vier Höhenburgen dienten drei während des Kreuzzuges gegen die Katharer den
Herren von Cabaret sowie zahlreichen katharischen Bischöfen als Fluchtburgen. Archäologische Ausgrabungen brachten außerdem am Fuße der Burgen ein mittelalterliches Dorf zutage, welches im 13.
Jahrhundert zahlreiche „Perfekten“ der Katharer beheimatet hatte. Beim gegenüberliegenden Belvédère lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, bevor wir uns wieder auf den Weg zurück ins Hotel
machen.
Nach einer kurzen Ruhepause schreiten wir zum wohlverdienten Abendessen und/oder nutzen den Abend für einen Spaziergang durch das pittoreske Carcassonne
4. Tag (Di. 28.05.2024): Das Pays Cathare und die Legende vom Heiligen Gral
Unser erster Stopp nach dem Frühstück führt uns zum pittoresken Benediktinerkloster Saint Hilaire, wo sich seit dem 10. Jahrhundert die Reliquien des
Hl. Hilarius, des ersten Bischofs von Carcassonne befunden haben sollen – was eine wahre Blütezeit der einst kleinen Abtei zur Folge hatte. Im Zuge der Katharerkreuzzüge wurde allerdings auch
dieser Ort von Kreuzrittern erobert und die Mönche der Häresie angeklagt, die Gebäude selbst zerstört.
Im Anschluss stärken wir uns zur Mittagszeit je nach Wetter und Lust bei einem Picknick oder einem örtlichen Gastbetrieb.
Am Nachmitttag geht es in das mittelalterliche Dörfchen Alet-les-Bains, welches zur Zeit der Katharer Schauplatz makabrer Machenschaften wurde.
Zunächst isoliert im Katharer-Land wurde die Stadt mit einer Mauer und vier Stadttoren vom Abt Amiel gegen die Ketzer befestigt, doch der Katharer Bertrand de Saissac verschaffte sich nach dem
Tod des Abtes gewaltsam Zutritt und ließ den Leichnam des Geistlichen exhumieren. Diesen setzte er sodann auf einen Stuhl und ließ sich in seinem „Beisitz“ zum neuen Abt küren. Seit dem 14.
Jahrhundert beherbergt das Bistum außerdem eine pittoreske Kathedrale.
Unser letztes Ziel für den Tag bringt uns nach Rennes-le-Château, jenem Ort, welcher mit Dan Browns Roman „Sakrileg“ weltberühmt wurde. Der Priester
Saunière soll hier bei der Renovierung der Dorfkirche im 19. Jahrhundert auf einen Schatz, wenn nicht sogar den Heiligen Gral selbst, gestoßen und dadurch zu unglaublichem Reichtum gekommen sein.
Hier können wir besagte Kirche sowie die Villa des Priesters besuchen.
Unseren Tag lassen wir, nach Bezug unseres nächsten Hotels, bei einem gemütlichen Abendessen in der Region Quillan ausklingen. 3x ÜN/F in
Quillan
Tag 5 (Mi. 29.05.2024): Troubadours und die Legenden über den Heiligen Gral
Nach dem Frühstück begeben wir uns zunächst
zum Château de Puivert. Der Sohn des Burgherrn soll am Attentat auf die Inquisitoren in Avignonet 1242 beteiligt gewesen sein und starb bei der
Verteidigung von Montségur. Der Großteil der heute noch bestehenden Gemäuer stammt von einem Neubau der Burg vom Anfang des 14. Jhd. Am besten erhalten ist der hoch aufragende Bergfried, der auch
wegen seiner im 3. Obergeschoß liegenden „Halle der Musiker“ bekannt ist. Tatsächlich war schon die alte Burg Schauplatz eines berühmten Treffens von Troubadours gewesen. Möglicherweise erklangen
schon im 12. Jhd. die ersten Vertonungen von Chrétien de Troyes‘ Legenden über König Artus und die Ritter des Heiligen Grals.
Nach dem Mittagessen besuchen wir das kleine Archäologiemuseum im Ort Montségur und fahren dann weiter zum zugehörigen Château, der heute bekanntesten Katharerburg (UNESCO Weltkulturerbe). Der Ort war schon zu Beginn des Kreuzzuges ein bedeutendes Zentrum der Katharer gewesen und auch nach dessen Ende ein Rückzugsort, Widerstandsnest und erklärte Hauptstadt der Ketzer. 1244, fünfzehn Jahre nach Ende des Kreuzzugs war sie dann Schauplatz der letzten großen Militäraktion gegen die Katharer in Form einer zehnmonatigen Belagerung. Die Katharer verübten zu dieser Zeit nur noch Terroranschläge gegen die neuen Herren aus Paris und die Verfolgung und Bekehrung der Katharer war an die Inquisition übergeben worden. Die Burg wurde ausgehungert. Wer konvertierte, erhielt freien Abzug, wer nicht – nach zeitgenössischen Berichten wohl über 200 Menschen - wurde ohne Gerichtsverhandlung verbrannt. Zahlreichen Legenden zufolge soll hier außerdem der Heilige Gral verborgen gehalten worden sein. Der steile Aufstieg (200 Höhenmeter, etwa 20 Minuten) zu diesem malerischen Ort lohnt auch nicht zuletzt aufgrund der herrlichen Aussicht.
Unser nächster Programmpunkt führt uns schließlich nach Mirepoix, einem pittoresken mittelalterlichen Städtchen, in welchem im 13. Jahrhundert ein großes Konzil der Katharer stattgefunden haben soll. In Mitten der Fachwerkhäuser auf hölzernen Arkaden sowie der imposanten Kathedrale fühlen wir uns regelrecht in das doch nicht so dunkle Zeitalter zurückversetzt und haben ein wenig Zeit für gemütliches Flanieren mit historischem Hintergrund.
Anschließend geht es wieder zurück zu unserem Hotel in Quillan, wo wir uns ein wohlverdientes Abendessen gönnen. Die pittoreske Stadt lädt außerdem auch zu einem kleinen Spaziergang ein.
Tag 6 (Do. 30.05.2024): Grenzfestungen zum Königreich Aragon
Der heutige Tag führt uns zunächst zum Château de Quéribus, welches auf einer Höhe von 728 m als weitere nahezu uneinnehmbare Fluchtburg der Katharer galt. Zunächst in aragonischer Hand, leistete sie 11
Jahre lang Widerstand gegen die Kreuzzügler, bis sie schließlich 1255 von Olivier de Termes in einem Handstreich erobert und an den französischen König abgetreten wurde.
Im Anschluss an das Mittagessen besuchen wir das imposante Château de Peyrepertuse, zu welchem wir bereits von Quéribus aus hinüberblicken konnten. Mit einer Gesamtfläche von 7000 m² ist diese Felsenburg die größte aller Katharerburgen. Während der Albigenserkreuzzüge war sie zudem heiß vom König von Aragon und jenem von Frankreich umkämpft, wobei sie nach dem Fall von Carcassonne endgültig in französische Hand geriet. Auf einer Höhe von 800 m thronen die eindrucksvollen Ruinen noch heute mit atemberaubendem Blick auf die Pyrenäen.
Am Nachmittag besichtigen wir schließlich die berühmten Schluchten von Galamus, welche unter anderem auch als Drehort für Roman Polánskis Film „Die
Neun Pforten“ bekannt wurden. Seit dem 7. Jahrhundert befindet sich hier eine Einsiedelei, die Schauplatz zahlreicher Wunder gewesen sein soll. Heute pilgern Okzitanier und Katalonier zu
verschiedenen Feiertagen zu diesem pittoresken Ort. Auch wir wollen hier eine kleine „Burgenpause“ einlegen und die wunderbare Landschaft genießen.
Rückfahrt nach Quillan und Abendessen.
7. Tag (Fr. 31.05.2024): Das Ende der Katharer
Nach dem Frühstück begeben wir uns auf eine kleine Wanderung abseits der ausgetretenen Touristenpfade zur winzigen, mittelalterlichen Einsiedelei Saint
Victor, nahe Fontjoncouse und genießen vom Hügel aus das Panorama über das Pays Cathare mit den malerischen Corbières und Blick auf das
Mittelmeer.
Nach einem stärkenden Mittagessen machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Ziel der Reise und gleichzeitig auch zu einem historischen Finale: der Burg von Villerouge-Termenès. Mitten in einem pittoresken Dorf gelegen, war diese Schauplatz der Verbrennung des letzten bekannten Katharer „Perfekten“ Guilhem Bélibaste, wodurch die Katharerbewegung 1321 endgültig zerschlagen schien. In dem kleinen örtlichen Museum erfahren wir alles über die letzten Tage dieser faszinierenden Ketzer, welche die Katholische Kirche über ein Jahrhundert lang in Atem gehalten hatten.
Anschließend an diesen ereignisreichen Tag müssen wir leider wieder an die Heimfahrt denken und begeben uns gemeinsam in unser letztes Hotel nach Narbonne. Vor dem Abendessen bleibt eventuell
noch ein wenig Zeit zur Erkundung oder zum Erwerben von Souvenirs.
Beim letzten gemeinsamen Abendmahl tauschen wir noch Kontaktdaten aus und diskutieren angeregt über die zahlreichen Erlebnisse der letzten Woche.
1x ÜN/F in Carcassonne
8. Tag (Sa. 01.06.2024): Abreise
Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück brechen wir zum Flughafen/Bahnhof Toulouse auf und verabschieden uns von unserem Reiseleiter und den Mitreisenden.