Neolithisches Orkney: Nagetiere zum "Naschen" für Bewohner von Skara Brae

Verkohlte Reste von Wühlmäusen deuten auf den Verzehr von Nagetieren im steinzeitlichen Skara Brae hin / © Jeremy Herman
Verkohlte Reste von Wühlmäusen deuten auf den Verzehr von Nagetieren im steinzeitlichen Skara Brae hin / © Jeremy Herman

Nagetiere - seit jeher eine Plage am Rücken der Menschheit, oder vielleicht auch Nahrungsmittel?

 

Letzteres scheinen nun Wissenschaftler bei der Aufarbeitung von Grabungsfunden der neolithischen Siedlung von Skara Brae auf Orkney festgestellt zu haben. 

 

Obwohl auch an zahlreichen anderen prähistorischen Fundstellen weltweit oft massenhaft Nagetierreste gefunden werden, habe man sich bisher nicht gefragt, warum diese überhaupt da waren, erklärte Jeremy Herman, Biologe des Nationalmuseums von Schottland in Edinburgh. Diese Herangehensweise könnte z.B. daran liegen, dass diese Tiere heutzutage keine Rolle auf dem menschlichen Speiseplan spielen, weshalb man sie auch für vergangene Epochen nicht in Betracht ziehen würde. Man müsse also bei der Interpretation der Funde stets seinen Horizont erweitern.

 

 

Das Innere eines der Häuser in Skara Brae / © Klaus Schindl
Das Innere eines der Häuser in Skara Brae / © Klaus Schindl

In der Siedlung von Skara Brae, das aus acht zum Teil sehr gut erhaltenen Häusern besteht und ungefähr zwischen 3.180 und 2.500 v. Chr. bewohnt war, wurden insgesamt über 2,5 Pfund (~ 1,13 kg) Skelettreste geborgen, welche kleinen Säugetieren wie Waldmaus und Wühlmaus zugeordnet werden können - Hinweise auf eine Schädlingsplage?

 

Die Fundsituation der Nagetierüberreste zeugt jedoch von einem differenzierten Bild: Während die Waldmausreste gleichmäßig in der Siedlung verteilt waren und somit auf ihre Rolle als reine Kulturfolger hindeuten, treten bei den Wühlmausresten regelrechte Konzentrationen in bestimmten Bereichen der Wohngebäude auf. Wühlmäuse leben bevorzugt auf dem Feld, fernab der menschlichen Siedlungen und meiden diese im Normalfall - was bedeuten würde, dass die Bewohner von Skara Brae sie absichtlich mitbrachten. Brandspuren an den Knochen zeugen außerdem davon, dass diese offenbar gebraten wurden. 

 

 

"Die Art und Weise, wie sie angebrannt sind, verdeutlicht die Tatsache, dass sie vermutlich als Ganzes aufgespießt und über dem Feuer geröstet worden sind. Ich habe es zwar selbst nie probiert, aber ich denke, dass sie außen ziemlich knusprig werden konnten.", zeigt sich Jeremy Herman beeindruckt von diesem neolithischen Snack. 

Rötelmaus (Familie der Wühlmäuse) / © wikimedia commons
Rötelmaus (Familie der Wühlmäuse) / © wikimedia commons

Die Anzahl an Wühlmausknochen in Skara Brae deutet jedenfalls darauf hin, dass sie keine primäre Nahrungsquelle dargestellt haben dürften. Möglicherweise aß man sie als Snack zwischendurch, in Notzeiten oder vielleicht wurden sie auch bevorzugt von Kindern auf Stöckchen gespießt und an der Feuerstelle gebraten. 

 

Warum ausgerechnet Wühlmäuse für den steinzeitlichen Speiseplan auserwählt wurden, ist noch unklar, der Geschmack könnte allerdings eine Rolle gespielt haben. 

 

 

Wissenschaftler erhoffen sich jedenfalls nach dieser Entdeckung die Erforschung der Beziehung zwischen Nagetieren und Menschen an weiteren neolithischen Fundstellen und somit ein klareres Bild über steinzeitliche Ernährung. 

 

Quellen: 


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