Tag 3 der Orkney- Studienreise: Veni, vidi ... exterminavi?

Abbildung: Blick von der Fähre Richtung Mainland / © Anita Soós
Abbildung: Blick von der Fähre Richtung Mainland / © Anita Soós

 

 

Am 3. Tag unserer Studienreise stand die Insel Rousay (sprich: Row-see) auf dem Programm – ein wahres Paradies an dicht gepackten Fundstellen!

Abbildung: Strahlende Gesichter nach gewonnenem Kampf mit der Kafeemaschine / © Anita Soós
Abbildung: Strahlende Gesichter nach gewonnenem Kampf mit der Kafeemaschine / © Anita Soós

Zunächst mussten wir allerdings mit unseren zwei Minibussen auf die winzige Fähre passen – trotz reservierten Tickets kein garantierter Erfolg!

 

Weil wir aber früh genug da waren, fuhren wir auch pünktlich um 08:20 Uhr von Tingwall weg und führten sogleich einen erbitterten Kampf gegen die Kaffeemaschine, welche, wenn man sie nicht schnell genug wissen ließ, was man trinken wollte, kurzerhand unsere Münzen samt Getränk einbehielt.

Abbildung: Hedwig steigt aus den "Nebeln der Vergangenheit" auf / © Anita Soós
Abbildung: Hedwig steigt aus den "Nebeln der Vergangenheit" auf / © Anita Soós

Auf Rousay angekommen bahnten wir uns sogleich unseren Weg über die Wiese durch zahlreiche Verdauungsprodukte unserer wolligen Lieblinge (Mai ist Lämmchenzeit!) und sahen uns einen ganz besonderen Cairn an – eine zweistöckige Anlage mit einer lustigen Entdeckungsgeschichte:

 

 

Der Grundbesitzer soll hier jahrelang mit seiner Ehefrau in Lehnstühlen auf dem Hügel gesessen sein und die Sonne genossen haben, bis er eines Tages – nach einem besonders ausgiebigen Mittagessen – mit seinem Sessel einbrach. Die Ehefrau klagte noch Jahre später über Albträume vom Anblick der Skelette, der sich ihnen im Inneren des Cairns präsentierte.

 

Heute ist die Anlage durch eine Glaskuppel mit Licht durchflutet, sodass wir keine Schwierigkeiten hatten, über die steile Leiter hinunter in das Untergeschoß zu steigen. Dort im mystisch anmutenden Finstern angekommen meinten manche, sie würden förmlich die „Nebel vergangener Zeiten“ sehen – was Klaus und Anita jedoch für sich behielten, war, dass sie die Woche davor hier vor dem Regen Zuflucht gesucht hatten und ihr Begleiter Wolfgang gemütlich eine Zigarre geraucht hatte.

Abbildung: Noch reichlich Platz für nachfolgende Bestattungen! / © Anita Soós
Abbildung: Noch reichlich Platz für nachfolgende Bestattungen! / © Anita Soós

 

 

 

 

Auch der nächste Programmpunkt war ein Cairn mit Besonderheit – das Trockensteinmauerwerk war augenscheinlich so angelegt worden, sodass es dem Zick-Zack - Muster glich, welches häufig in die frühneolithische Keramik auf Orkney – die sogenannte Unstan Ware – eingeritzt wurde. Könnte auch Zufall sein, bzw. sich durch die baulichen Gegebenheiten ergeben haben – so fanden wir.

Abbildung: Gruppe mit dem Rücken zur Meerenge von Wyre, im Hintergrund die Reste eines Chambered Cairns / © Klaus Schindl
Abbildung: Gruppe mit dem Rücken zur Meerenge von Wyre, im Hintergrund die Reste eines Chambered Cairns / © Klaus Schindl

Nun stand eine Wanderung auf einem Hügelrücken mit Blick über die malerische Meerenge von Wyre an – entlang der Route sollten sich weitere drei Grabanlagen des Neolithikums befinden.

 

Die Wanderung gestaltete sich zwar etwas abenteuerlich (Stacheldrahtzäune und Bachüberquerungen inklusive), aber das dritte Passage Grave belohnte uns fürstlich für unsere Mühen. Hier versteckte sich in einem 45 m langen Hügel ein wahres Juwel der Megalithkultur von Orkney: durch einen beinahe 6 m langen Gang gelangte man auf dem Bauch kriechend in eine lange, sehr schmale Kammer deren Decke über 4 m in die Höhe kragte. Natürlich muss nicht eigens erwähnt werden, dass unser Gruppenzwerg Leo gleich als erster im Finstern der Kammer verschwand. Der schwierige Zutritt hielt jedoch viele davon ab, es selbst zu probieren – umso überraschter waren wir, als ausgerechnet Minea sich hochmotiviert die Ärmel hochkrempelte und sich schnurstracks durch den Eingangstunnel durchwand. Sie wurde für ihren Mut auch belohnt, denn der Anblick im Inneren war tatsächlich ehrfurchtgebietend.

 

Beim Hinauskriechen mussten wir dann allerdings feststellen, dass die Tatsache, dass etwas 5000 Jahre überdauert hatte, nicht unbedingt hieß, dass es auch unsere kleine Gruppe überleben würde – ein Stein war aus der Seite des Eingangstunnels herausgerutscht und versperrte Klaus und Anita, die eigentlich gar nicht mehr aus dem Megalithgrab herauskommen wollten, den Weg ins Freie (man sollte immer vorsichtig sein mit seinen Wünschen!). Mit gemeinschaftlicher Hilfe schafften es aber auch die beiden wieder hinaus und stellten fest, dass man sich auch bei Studienreisen reichlich schmutzig machen kann!

Abbildung: Wieder kein Schnitzel! / © Minea Bauer
Abbildung: Wieder kein Schnitzel! / © Minea Bauer

 

 

 

Nach diesem aufregenden Abenteuer kehrten wir in das Taversoe Inn ein und ließen uns mit herrlichen Gurkensandwiches und selbstgemachten Kuchen verwöhnen.

 

Im Garten mit bezauberndem Meerblick durften wir dann auch Peedie Moppies (orkadisch für „kleine Häschen“) und ein ganz besonderes Huhn beim Sonnenbaden beobachten.

Abbildung: Blick in den Stalled Cairn von oben / © Klaus Schindl
Abbildung: Blick in den Stalled Cairn von oben / © Klaus Schindl

Nach dem Mittagessen ging es gleich weiter zum zweitgrößten Stalled Cairn der britischen Inseln. Diese Art von Cairn wird im Inneren der Hauptkammer beidseitig zusätzlich durch aufrechtstehende Steinplatten stallartig in „Boxenreihen“ geteilt. Dieser spezielle Cairn hat eine beachtliche Länge von 23 m und wird heute, aufgrund seiner Küstennähe, von einer über der Struktur erbauten Halle vor Erosion geschützt. Dadurch ist es sogar möglich, die Anlage über Gerüste von oben zu bestaunen. 

Abbildung: Im Inneren des Brochs / © Klaus Schindl
Abbildung: Im Inneren des Brochs / © Klaus Schindl

Jetzt hat es dann auch erstmal gereicht mit den Grabbauten – die nächste Station transportierte uns in der Zukunft vorwärts in die Eisenzeit:

 

Unweit vom letzten Cairn entfernt besuchten wir einen sogenannten Broch – welcher zwischen 200 v. und 200 n.Chr. als prestigeträchtiger Wohnturm mit eventuellem Wehrcharakter genutzt wurde. Die Eigenheit dieser Wohntürme ist es, dass sie „zweischalig“ mit Hohlraum zwischen den Wänden gebaut wurden, um eine höhere Bauweise zu ermöglichen. Zwischen der Außen- und Innenwand verliefen zumeist Treppen, die in die oberen, vermutlich gallerieartigen – Stockwerke führten. Funde von römischer Importkeramik belegen enge Handelskontakte der orkadischen Bevölkerung in den Süden.

Abbildung: Ruine der St. Mary's Church / © Anita Soós
Abbildung: Ruine der St. Mary's Church / © Anita Soós

Als Abschluss dieses ereignisreichen Tages spazierten wir noch die Küste entlang zu den Ruinen einer vikingerzeitlichen Siedlung und späteren Kirche, bevor wir wieder mit der Fähre nach Mainland übersetzten und uns dem wohlverdienten Abendessen näherten (diesmal Indisch – denn von Fish and Chips hatten wir schon genug!).


Interesse an den weiteren Abenteuern unserer Gruppe? Schaut in ein paar Tagen wieder rein für Tag 4 der Orkney - Studienreise!

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Kommentare: 5
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